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THOMAS

LAUBER

Wenn dein Körper zum Servicefall wird. Was wirklich passiert, wenn du immer Vollgas gibst

  • Autorenbild: Thomas Lauber
    Thomas Lauber
  • 19. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit
Wenn im Auto alle Alarmlampen hell leuchten...
Wenn im Auto alle Alarmlampen hell leuchten...

Einleitung

Kennst du das? Im Auto leuchtet plötzlich eine Warnlampe auf: Ölstand zu tief, Reifendruck zu niedrig, Service fällig. Was machst du? Richtig: du fährst baldmöglichst in die Garage, lässt das Problem überprüfen und sorgst dafür, dass alles wieder einwandfrei läuft. Du würdest nie auf die Idee kommen, einen ein Pflaster über die Lampe zu kleben und weiterzufahren, als ob nichts wäre. Oder doch?


Beim eigenen Körper machen wir genau das. Die Warnlampen gehen an: Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Gereiztheit, Konzentrationsprobleme. Wir ignorieren diese Signale, vertrösten uns mit «das geht schon vorbei» und wundern uns, wenn wir irgendwann auf der Strecke bleiben.


Der Körper unter Dauerstress. Was wirklich passiert.

Stell dir vor, du fährst mit deinem Auto permanent im hochtourigen Bereich. Der Motor läuft am Anschlag, die Drehzahl dreht im roten Bereich. Kurzfristig mag das für ein Überholmanöver passen, der Wagen beschleunigt rasant und meistert heikle Situationen. Aber was passiert, wenn du ständig so fährst? Genau: Überhitzung, Verschleiss, irgendwann Totalschaden.


Genauso reagiert unser Körper im Stressmodus, wenn es darum geht, auch im Beruf wichtige Aufgaben mit maximaler Leistung zu meistern.


  • Kurzfristig liefert er volle Leistung. Adrenalin sorgt für einen schnellen Puls und eine beschleunigte Atmung, während Cortisol kurzfristig Energiereserven mobilisiert. Dadurch bist du fokussiert, deine Muskeln sind bereit und du hast Energie. Allerdings geschieht dies auf Kosten von Verdauung und Abwehrkraft, die in diesem Moment heruntergefahren werden.


  • Mittelfristig steigt die Belastung. Der Schlaf wird schlechter, weil das Stresshormon Cortisol den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus stört und die für die Erholung wichtigen Tiefschlafphasen verkürzt. Gleichzeitig schwächt der erhöhte Cortisolspiegel die Abwehrkräfte, da die Immunzellen weniger aktiv arbeiten. Auch die Gedächtnisleistung sinkt.


  • Langfristig zeigen sich die gravierendsten Folgen. Der Blutdruck bleibt dauerhaft hoch, weil die Gefässe ständig unter Anspannung stehen und das Herz im Dauerbetrieb arbeitet. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt spürbar. Im Gehirn schrumpfen Regionen, die für Gedächtnis und Lernen zuständig sind, da die chronische Ausschüttung von Cortisol die Neubildung von Nervenzellen hemmt. Zudem wird auch der «Funkverkehr» zwischen bestehenden Nervenzellen und Synapsen gestört, sodass Informationen weniger effizient weitergeleitet werden. Dauerstress beeinträchtigt nachweislich die Anpassungsfähigkeit des Gehirns, also die Fähigkeit, neue Verbindungen zwischen Nervenzellen zu bilden.


Irgendwann stehst du da wie ein Auto mit blockiertem Motor. Stillstand.


Die positiven Effekte, wenn du rechtzeitig gegensteuerst.

Die gute Nachricht: Unser Körper ist kein Wegwerf-Motor. Er kann sich regenerieren, wenn wir ihm die Gelegenheit dazu geben. Und die Veränderung spürst du schneller, als du denkst.


  • Kurzfristig sinken Puls und Blutdruck, weil der Parasympathikus, der sogenannte Erholungsnerv, wieder stärker aktiv wird. Schon wenige tiefe Atemzüge oder ein kurzer Spaziergang reichen aus, um diese Gegenreaktion zu aktivieren und den Körper wie mit einem Reset herunterzufahren.


  • Mittelfristig erholt sich dein Schlaf, weil der Cortisolspiegel sinkt und der Körper wieder mehr Tiefschlafphasen zulässt. Deine Konzentration steigt, das Gedächtnis wird zuverlässiger, weil auch der Hippocampus sich erholt. Dadurch können Erinnerungen besser gespeichert und abgerufen werden, und gleichzeitig verbessert sich die Konzentrationsfähigkeit im Berufsalltag, da Informationen strukturierter verarbeitet werden.


  • Langfristig entfalten sich die stärksten positiven Effekte. Das Herz arbeitet effizienter, weil Blutdruck und Herzfrequenz nachhaltig sinken. Die Gefässe bleiben elastischer, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert. Im Gehirn entstehen neue Nervenzellen, und bestehende Nervenzellen arbeiten durch stabilere synaptische Verbindungen besser zusammen. So steigt die Leistungsfähigkeit, da Informationen schneller und effizienter verarbeitet werden können.


Fazit

Mit dem Auto gehen wir häufig sorgfältiger um als mit uns selbst. Wir fahren sofort in die Garage, sobald ein Lämpchen blinkt. Beim Körper übersehen wir oftmals die Warnsignale und drücken weiter aufs Gas, auch weil wir es verlernt haben, auf unseren Körper zu hören.


Doch Erholung ist kein Luxus, sie ist der Service, der dich langfristig leistungsfähig hält. Der Unterschied zwischen Erschöpfung und Balance entscheidet sich nicht im Grossen, sondern im Kleinen: im rechtzeitigen Gegensteuern. Wie auch im Strassenverkehr sind feine und leichte Manöver besser, als das Steuerrad ruckartig zu bewegen.


Am Ende gilt: Nicht das ständige Fahren im roten Bereich macht dich erfolgreich, sondern die Fähigkeit, die Kupplung sanft zu lösen und bewusst Pausen einzulegen.

 
 
 

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